Die Dunkelheit hatte sich über Portland gelegt. Man hörte noch vereinzelt die Geräusche der vorbeirauschenden Autos. Wäre die Situation nicht so verzwickt gewesen, hätte ich gesagt, dass es ein wunderschöner Abend wäre. Doch es war keiner. Mein Atem ging schon stoßweiße. Ich stolperte öfters als ich gewollt hatte, weil ich rannte. Zwar wusste ich nicht wohin, doch ich musste mich von dieser Bar entfernen. Das, was ich dort gesehen hatte, nein, das, was dort alle waren, war einfach zu verstörend. Egal, wie man diese Wesen nannte, Vampir oder Blutsauger oder meinetwegen auch Dämon der Nacht, sie waren alle grausame Mörder. Mir liefen die Tränen schon über die Wange und dieses nervende Stechen, das ich in der Seite hatte, wollte einfach nicht aufhören. Meine Atemzüge gingen nicht mehr gleichmäßig, ich keuchte schon fast. Anhalten wollte ich nicht, denn ich befürchtete, dass mich jemand in der Bar gesehen hatte und mich jetzt verfolgen würde. Natürlich hatte ich sie nicht beim Morden gesehen, aber die Zähne, die man beim Lachen sieht und diese Augen, wenn sie Blut trinken, das war ein eindeutiges Indiz. Ich hatte jetzt schon mehrere Straßen hinter mir und gelangte zu einer Straße, die noch von Neonschildern, die die Läden kennzeichneten, erleuchtet war. Menschen tummelten sich auf den Straßen, schlenderten mit ihren Geliebten von Ladentür zur Ladentür und machten sich keine Sorgen. Sie wussten nicht, was sich nur wenigen Straßen weiter abspielte. Sie wussten nicht, was vielleicht eine Wohnung weiter wohnte. Was für eine grausame Kreatur ihre Nachbarn sein konnten. Meine Schritte verlangsamten sich und ich blieb an einer Laterne nach Luft schnappend stehen, meinen Blick immer auf die Personen gerichtet, die an mir vorübergingen und an denen, die hinter mir waren. Die Angst saß mir noch tief in den Knochen und ich spürte mein Herz wie wild pochen. Doch warum tat es das immer noch? Ich war hier in Sicherheit, das hier war eine belebte Straße, hier würde mich keiner entführen oder gar umbringen. Noch erleichterter war ich, als ich ein vertrautes Schild sah. Es war das Café, das sich in der Nähe meiner Wohnung befand. Die ganze Zeit würde ich in Sicherheit sein, solange ich nur nach Hause ging. Und dort verriegle ich alle Türen und hänge ein Kreuz über mein Bett. OK, ich wusste nicht, ob das helfen würde, aber es war ein Versuch wert. Als ich endlich an der Straße angekommen war, die zu meiner Wohnung führte, überfiel mich ein seltsames Gefühl – als würde mich jemand beobachten. Ich blickte mich mehrmals um und sah nur Leute, die vorbeiliefen. Aber sie schauten mich an, warum schauten sie mich an? Dann fiel mir auf, dass alle diese wachsamen Augen hatten, die einen durchbohren konnten. Einige lächelten und die scharfen Eckzähne blitzten auf. Jetzt fing ich an hysterisch zu werden. In Gedanken redete ich mir ein, dass ich mir das nur einbildete und so setzte ich meinen Weg fort. Doch das Gefühl begleitete mich von diesem Tage immer.